Der dicke Alfred

Geliebter Alfred. Von Ende 2018 bis November 2021 hast du uns zu den schönsten Orten Europs gebracht, warst unser Rückzugsort, unser Zuhause. Ein ganzes Jahr lang haben wir ständig in dir gewohnt. Du bist ein alter Haudegen. Nicht immer ganz einfach.

Manchmal etwas störrisch, wenn du  beim Fahren auf die Fähre mal nicht anspringen wolltest. Du brauchst Pflege und Aufmerksamkeit, aber du hast Charakter. Du strahlst Wärme und Gemütlichkeit aus, wie kein Anderer. Danke für alles. Mögest du noch lange gesund bleiben und noch Vielen anderen die Welt zeigen.

Wie alles begann.

Mit der Geburt unserer ersten Tochter im Sommer 2018 begannen unsere Planereien. Gemeinsame Zeit zusammen als Famile war in unserer Situation kaum denkbar. Wir lebten in einer schönen, aber teuren Wohnung in Düsseldorf, Tobi konnte keine klassische Elternzeit nehmen, da das Unternehmen in dem er arbeitet zu klein war. Uns war aber klar, dass wir gemeinsame Zeit wollen und brauchen. Wir wollen gemeinsam unsere Zeit verbringen und unsere Tochter groß werden sehen.

Da begann der Traum vom Boot. In unseren Herzen wunderschön und in unseren Köpfen für eine ganze Zeit auch machbar. Wir machten Segelscheine, träumten weiter, hielten Ausschau nach dem geeigneten Boot. Bis zum Zeitpunkt der Erkenntnis, dass es doch mit einem Kleinkind und wenig Segelerfahrung unrealistisch ist.

Also ein Wohnmobil. Ein altes mit Charakter. Etwas Anderes kam nicht in Frage. Also loteten wir nun in diesem Sektor aus. Guckten uns einige ‚gefährliche‘ Mobile, matschige Wände, zu wenig Platz und so weiter an. Bis wir Alfred fanden. Wir waren begeistert. Austauschmotor, viele weitere Reparaturen, ein vertrauenserweckender Familienvater. Das sollte unser dicker Alfred sein. Mit dem Kauf kam relativ schnell die Erkenntnis, dass man jedem netten Verkäufer eben nur vor den Kopf gucken kann und dass Vertrauen bei einer bestimmten Summe endet.

Sardinien mit Alfred

An diesem wundervollen Platz bleiben wir viele Wochen. Hier entstehen auch die ersten konkreteren Pläne für Fuchur.

Entlang der Küstenstraße

Auf dem Armaturenbrett sammeln sich die Fundstücke der letzten Monate und erinnern uns an vergangene Erlebnisse.

Auch Alfred hatte eine matschige Wand. Und ein Austauschmotor bedeutet nicht, dass nun alles einwandfrei funktioniert. Die Dichtungen wurden leider nicht mit ausgetauscht (obwohl sie vorhanden waren).

Unser erster Trip ging, nach den ersten Schönheitsarbeiten, an den Gardasee in Italien. Der Brenner war schon ein Härtetest, aber als uns die Fontäne an Kühlwasser entgegenschoss, wussten wir, dass der Dicke nicht ganz so fit war, wie wir es uns erhofft hatten.

Also musste nicht nur die hintere (tragende) Wand erneuert, sondern auch der gesamte Motor neu abgedichtet werden. Denn zur großen Reise, die wir in der Zwischenzeit immer mehr anstrebten, sollte all das ja behoben sein. Wir bauten fleißig weiter um, fuhren zwischendurch nach Polen und Schweden, erneuerten das Gaskochfeld samt aller Gasleitungen, den Kühlschrank, alle Wasserleitungen, renovierten das Badezimmer, bauten eine Trockentrenntoilette und ein neues Bett in den hinteren Teil Alfred’s und und und…

Ach, und zwischendurch bekamen wir noch unsere zweite Tochter. Es kam eine Pandemie und alles verschob sich weiter nach hinten, wir bangten, ob wir die inzwischen ausgehandelte Elternzeitreise überhaupt beginnen können.

Und dann kam der Zeitpunkt. Mitte Februar 2021, wir hatten Alfred inzwischen zwei Jahre aufgehübscht, überarbeitet und nahezu alle Winkel von ihm kennengelernt, starteten wir unsere Reise. Nicht wissend, wie weit wir kommen würden, denn es war überall Lockdown. Sämtliche Freunde und unsere Familien waren skeptisch, aber wir wollten es zumindest probieren und das war die einzig richtige Entscheidung!

Salutu Corsica.

Dann begann schon der letzte Teil unserer großen Alfredreise. Nochmal über die Alpen, sorry Alfred. Ein bisschen Italien und dann mit der Fähre nach Korsika. So wie wir eh und je gereist sind, mit kaum Plänen im Gepäck, um dann auf der Insel festzustellen, dass Freistehen wohl nicht nur nicht gern gesehen ist, die Campingplätze dafür aber horrende Preise fordern. Nachdem der erste Schock verdaut war, beschlossen wir ‚einfach‘ Urlaub vom Reisen zu nehmen. In der wunderschönen Natur, an den Stränden und in den Bergen, eigentlich nichts leichter, als das, aber…   …irgendwie meinte es die Insel nicht ganz so gut mit uns. Eigentlich bereits von Beginn an, hatte Tobi leichte Zahnschmerzen, die dann immer schlimmer wurden. Irgendwann war ein Zahnarztbesuch nicht mehr vermeidbar, leider ohne viel Erfolg. Also begann Alwara im Kontakt mit einem befreundeten Zahnarzt in Deutschland eine Behandlung. Nach circa drei Wochen konnte sie erfolgreich abgeschlossen werden; nach der Entfernung eines Fremdkörpers im Zahnfleisch, der im Röntgenbild nicht sichtbar war. Für Tobi war der Aufenthalt also leider sehr geprägt von Schmerzen. Und dann haben sich auf einem schönen Campingplatz leider noch unerwünschte, kleine Wesen bei uns eingenistet. Wanzen. Stinkwanzen. Bis zu dem Zeitpunkt kannten wir Sie nicht unter diesem Namen, bei uns hießen sie Udo. Im Folgenden werden wirSie auch nur noch Udo nennen. Es waren viele Udo’s, aber wir haben Sie besiegt. Alle waren wachsam, selbst die Kleinste konnte irgendwann ‚Udo-Alarm‘ schlagen… Also quasi Urlaub, oder? VERFASST VON

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Hei Norge

Lange war unklar ob Norwegen seine Grenzen in diesem Jahr für Touristen öffnen wird. Als es dann relativ spontan endlich passiert ändern wir sofort unsere Reiseroute von Nord auf West. Am Grenzübergang ein schneller Coronatest, dann sind wir im Land.  Der erste Stellplatz Irgendwo an der E12 richtung Mo I Rana verbringen wir die erste Nacht in Norwegen. Im hintergrund kann man Alfred noch erahnen. Die ersten Tage sind sehr sonnig. Wir unternehmen eine Wanderung zu einem wunderbaren Wasserfall. Aber wir merken auch, dass es mit dem einsamen Freistehen deutlich schwieriger wird als in Schweden. Es sind sehr viele norwegische Wohnmobile unterwegs. Viele Norweger sind wohl wegen der Pandemie im eigenen Land geblieben und alle tummeln sich entlang der Hauptverkehrsader in den Norden. Bredekfossen Über 6 km wandern wir zum Bredekfossen. Hängebrücken, Holzstege und tolle Ausblicke. So haben wir uns Norwegen vorgestellt. Von Bodø nehmen wir die Fähre auf die Lofoten. Die Überhahrt ist sehr unruhig. Nach kurzer Zeit werden alle Pasagiere aufgefordert sich nur noch unter Deck aufzuhalten.  Haben wir die Handbremse im Alfred richtig angezogen? Mein Kopf malt sich unangenehm präzise aus wie unser schönes Wohnmobil im Bauch des Schiffes immer wieder die LKWs vor und hinter ihm anrempelt. Wir bekommen zum Glück einen Sitzplatz am Fenster und können den Horizont im Auge behalten. Einem kleinen Jungen in der Mitte des Ganges ergeht es weniger gut. Der Vater ist bereits dabei die Reste seiner letzten Mahlzeit in den Teppichboden einzumassieren. Der Geruch verbreitet sich im Raum und droht eine fürchterliche Kettenreaktion auszulösen. Die Natur um uns herum ist atemberaubend. Die steil aus dem Meer aufsteigenden Felsen der Lofoten sind von mystischen Wolken und Nebelschwaden umgeben. Wir sind sehr beeindruckt. Herbstgefühle im Hochsommer. Das Wetter bleibt regnerisch und düster. Wir machen es uns im Alfred gemütlich und genießen die gigantischen Ausblicke. Unser kleiner Holzofen läuft im Dauerbetrieb. Für einige Tage geht das sehr gut. Aber irgendwann wird es zunehmend schwieriger die Kinder im Wohnmobil bei Laune zu halten. Die Stimmung droht zu kippen und wir beschließen einen Campingplatz anzufahren. Rein zufällig geraten wir auf einen Campingplatz der bekannt dafür ist dass die Mitternachtssonne hier auf übertrieben pittoreske Weise zwischen zwei Bergen über das Wasser wandert. Zusätzlich sind wir hier ausgerechnet an dem einzigen Abend an dem die Sonne sich überhaupt während unseres gesamten Lofoten Aufenthaltes mal über längere Zeit zeigt. Lofoten Traumhafter Campingplatz auf den Lofoten. Von hier beobachten wir die Mitternachtssonne. Panorama Unser Ausblick und der erwartete Verlauf der Sonne heute Nacht. Normaler Abwaschwahnsinn Ein Jahr im Wohnmobil zu leben bedeutete auch auf sehr viel Komfort zu verzichten. Bei vier Personen kommt täglich einiges an Geschir zusammen.  Der längste Sonnenuntergang unseres Lebens. Wir haben den besten Platz, sind ausreichend weit nördlich und die Wolken verziehen sich am Abend tatsächlich. Durch die endlose Helligkeit, die uns nun schon seit einigen Wochen begleitet ist unser Rythmus ziemlich durcheinander. Die Kinder werden teilweise bis 23 Uhr nicht müde und auch wir bleiben regelmäßig bis nach 1 Uhr nachts wach. Für das beobachten der Mitternachtssonne sind das natürlich gute Voraussetzungen. Es ist eine magische Nacht für  uns. Ein endloser Sonnenuntergang der an irgendeinem undefinierbaren Zeitpunkt in Sonnenaufgang übergeht. Das Licht wird unnatürlich rot und die Bergformationen rahmen das Schauspiel perfekt für uns ein.  Hier haben wir auch den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Im September wollen wir für eine Hochzeit zurück in Deutschland sein. Obwohl es erst Mitte Juli ist haben wir das Gefühl dass die Zeit knapp wird. Afred fährt nicht gern schneller als 80 kmh und auf dem kürzesten Weg sind es stolze 2800 Kilometer. Obwohl uns Norwegen und die Lofoten im Speziellen sehr gut gefallen haben, kommen wir hier an unsere Grenzen. Die Kälte und das schlechte Wetter ist mit zwei kleinen Kindern im Wohnmobil nicht endlos durchzuhalten. Die Entscheidung dass wir schon jetzt über Kiruna nach Schweden zurückfahren werden fällt uns trotzdem nicht leicht. Wir wissen dass man nicht mal eben in einem dreiwöchigen Urlaub so weit in den Norden fährt und dass wir hier wahrscheinlich so schnell nicht wieder hin kommen werden. Der hohe Norden So hoch im Norden kann es auch im Hochsommer schonmal empfindlich kalt werden. Kombiniert mit viel Regen und einem Sommersturm wird uns bald klar dass wir wieder wärmere Gefilde ansteuern müssen. VERFASST VON

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Hej hej Sverige.

Im Mai ging es über Deutschland und Dänemark nach Schweden. Ein besonderes Land für uns, aber gerade für Tobi emotional eine zweite Heimat. Das Land der Seen, Wälder, der Elche, Pippi Lotta Viktualia Rolgadina Schokominza Efraims Tochter Langstrumpf, der Zimtschnecken, der Gemütlichkeit, Weite und Ruhe, aber auch der Mücken. Wir waren beide schon unserer jetzigen Reise verliebt in dieses Land,es war unsere zweite, gemeinsame Reise nach Schweden und doch war es dieses Mal sehr besonders. Tak Sverige! VERFASST VON

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